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STAHL – WERKE

Die protzige Kälte eines brodelnden Stahlwerks erklärt die Faszination dieses kraftvollen und lebendigen Materials – Stahl.

Aufgewachsen in einer Region von Kohle und Stahl ist Peter M. Christian seit jeher im Bann „seines“ Materials. Gemeinsam mit dem Stahl entreißt er die Dinge den gewohnten Strukturen und Dimensionen. Gebrauchsgegenstände, humorvoll herausgegriffen aus der Kiste der Alltäglichkeiten und zurecht erhoben zu einem künstlerischen Werk. Peter M. Christian macht das Gewöhnliche ungewöhnlich und verleiht einem unzugänglichen Material Bewegung und Gefühl.

Mit seinen Stahlwerken, die von ihm wie von einem Gärtner in den Garten gepflanzt werden, inszeniert Peter M. Christian auf beeindruckende Weise das Schauspiel des Slow-Motion Verfalls. Stahl wird hier – ganz sich selbst überlassen - zu einem höchst natürlichen Produkt, welches wie die Pflanzen im Verlauf der Jahreszeiten lebt und verfällt in seinem ureigenen Zeitverständnis.

Der Künstler nutzt das gesamte Spektrum der Bearbeitung seines Materials. Er bearbeitet Stahl mit Farbe oder betont Strukturen mit Hilfe der rauen Verletzlichkeit des unbearbeiteten Materials. Er schafft flache Wandelemente, die, hinter Glas gelegt und gerahmt, das Rohe, Schmutzige in greifbare Nähe bringen. Sauber scheinen. Eine zum Standbild gezwungene Dynamik einer Fernsehszene, unendlich langsam metamorphierend.

Zweidimensionale Standfiguren, deren Bemalung durch den unbehandelten Stahl sukzessiv verändert und schließlich verdrängt wird. Riesige Hohlkörper, geschliffen, poliert, gebürstet, der Gefahr ausgesetzt, ihren prunkenden Glanz zu verspielen. Es braucht Humor, um die Stahl-Werke von Peter M. Christian in ihrer Bedeutung zu erfassen. Es braucht die Bereitschaft, den Blick zu verändern und Dinge in andere Kontexte zu versetzten. Gelingt dies, wird der Betrachter auf immer Freund und Verehrer dieser außergewöhnlich intelligenten und einmaligen Stahl-Werke.

Elisabeth Thirion, Kulturmanagerin, Hamburg

und Pascal C. Thirion, Internationales

Eventmanagement, Hamburg

Hamburg, August 2001

 

 

Eichstätt-
Stahlkochers Kunst im Römermuseum

 

 

Kipfenberg (-) Um mehr Leute ins Museum zu locken, drängen Künstler und Ausstellungsmacher auf eine neue Museumsarchitektur: Nicht die sakrale Weihestätte der Kunst ist gefordert, sondern ein Marktplatz für die spontane
Interpretation von Gegenwart. In Kipfenberg gibt es das Römer- und Bajuwarenmuseum auf der Burg der Marktgemeinde, und eine Abteilung Heimatgeschichte hat es in dem vorbildlich sanierten und sehr praktisch ausgefallenen Museum selbstverständlich auch. Bald schon, so Museumsleiterin Juliane Schwartz, wird am Dachboden des Hauses ein begehbares Archiv eingerichtet, in dem der Fundus des Museums, der normalerweise als Doubletten in den Schubladen bleibt, systematisiert gezeigt wird. Eine Museumsebene zum Anfassen also, ein Marktplatz für die spontane Interpretation der Gegenwart wie der Vergangenheit. Und hier, bei diesen Interpretationsspielräumen, die keiner pompösen Inszenierung bedürfen, hier setzt auch Juliane Schwartz' Konzept für den Wechselausstellungsraum im Römer- und Bajuwarenmuseum von Kipfenberg an. Eingeladen hat sich Schwartz für eine erste außergewöhnliche Ausstellung, die
bei näherer Betrachtung dann aber doch sehr viel mit den Inhalten der festen Ausstellung zu tun hat, den Koch Peter M. Christian.

Christian stammt aus dem Ruhrgebiet und ist vor knapp fünf Jahren ins Schambachtal bei Arnsberg gezogen. Seit seinem 19. Lebensjahr hat sich Christian nicht nur mit der Kochkunst befasst, sondern auch, und dies im Umkreis der Düsseldorfer Kunstakademie, mit der Stahlplastik, weil dieses Material quasi von Natur aus sein Werkstoff für die Kunst sei, wie er selbst erklärt. Begonnen habe er mit kleinen Stahlplastiken und flächigen Stahlarbeiten, erläutert Christian seine künstlerische Entwicklung. Mittlerweile haben sich die "Türöffner", "Wasserhähne",
"Gemüsemesser", "Geflechte" und "Netze" oder "Fischleiber" und "Farbtuben" oder "Kuckkästen" jedoch zu ansehnlichen Größen von bis zu drei Metern Länge, Höhe und Breite ausgewachsen. Und so mag sich der Museumsbesucher in diesem
Realienkabinett von Christian zunächst einmal verwundert die Augen reiben ob der schieren Größe der aus gebürstetem, geschliffenem oder auch farbig nachbearbeitetem Stahl zusammengeschweißten Kunstobjekte. Die blitzen ihn in aller Schärfe an, oder aber sie zeigen den für das Menschenauge wie für des Menschen Zeit kaum wahrnehmbaren Verwitterungs-prozess von vermeintlich unverrottbarem Stahl.

Eingerichtet hat der stahlkochende Künstler und Ästhet Christian diese absolut sehenswerte Ausstellung, übrigens seine erste in der Region, gerade so, wie man sich das Ambiente auf dem Dachboden bei Gullivers vorstellen mag. Und selbstverständlich könnten die so präsentierten "ErFundstücke", diese Werkstücke, die der Künstler zum Teil in der Natur gefunden oder aber erfunden hat, die er wenigstens aber der Dingwelt in verändertem
Maßstab abgeguckt hat, auch aus einem historischen Zeitalter stammen. Zumal dann, wenn man vermutet, dass auch Dinosaurier schon mit Gabel und Messer gegessen haben
oder in den Lagunen der heutigen Altmühlregion auf stabilen, von Stahl gefertigten Stühlen saßen, um unter stählernen Sonnenschutzmatten eine Runde "17 und mehr
Meter"
zu spielen.